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Das Handicap – humorisch wirtschaftlich

Das Handicap ist dem Golfer wichtig. Jede Saison geht die Jagd wieder los und viele Golfer identifizieren sich ja auch damit. Bei jedem Auslandsaufenthalt wird man immer wieder mit solchen Fabelhandicaps konfrontiert, die sich dann auf dem Platz ratz fatz als Makulatur erweisen.
Auch im heimischen Club ist die Sucht nach dem niedrigen Handicap hinlänglich bekannt. Der Ehrgeiz sei in Ehren gehalten, aber wozu das Ganze? Erstens macht man sich mit jeder Handicapminderung das Leben schwerer. Nicht so selten hört man dann, dass es irgendwie keine gute Idee war, sich so runterzuspielen. Und viele Rennen nach einer Fabelrunde dann ja auch jahrelang dem Standard hinterher, den sie sich einmal versehentlich zugelegt haben.

Aber es gibt ja auch noch eine andere Komponente, die in der Regel gar nicht wahrgenommen wird, denn man kann das ja auch einmal unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachten. Schließlich haben Spielerinnen und Spieler mit hohem Handicap immer bessere Chancen, einen Preis zu ergattern. Den Begriff Handicapschoner gibt es ja nicht von ungefähr.

Diese Leute haben den wirtschaftlichen Umgang mit dem Handicap ansatzweise begriffen, auch wenn das gelegentlich Neidgefühle auslöst. Aber diesen Gedanken muss man unbedingt weiter verfolgen. Es geht ja nicht nur um Preise, es geht um Wirtschaftlichkeit.

Gehen wir also einmal ganz anders an die Dinge heran und überlegen, wie sich die Wirtschaftlichkeit bei einer Mitgliedschaft im Hinblick auf das Handicap gestaltet. Aufnahmegebühren bleiben dabei unberücksichtigt, denn diese divergieren ja extrem. Hier ist jeder selbst verantwortlich, was er nun zum Fenster oder auf den Rasen rauswerfen möchte. Exclusiv hin oder her.

Aber was passiert danach? Hier ist der Taschenrechner gefragt. Nehmen wir mal einen Jahresbeitrag von 1000 Euro an – zugegebenermaßen unrealistisch, aber leichter zu rechnen.

Kosten pro Schlag

Nehmen wir weiter an, dass alle Spielerinnen und Spieler 100 Runden pro Jahr drehen – Hohe Handicaper, weil sie noch begeistert sind, niedrige Handicaper, weil sie dringend üben müssen – dann können wir zu rechnen beginnen.

Der Handicaper mit Clubvorgabe, also 54, braucht – spielt er denn sein Handicap – 136 Schläge pro Runde auf einem Kurs PAR 72. Macht summa summarum 13.600 Schläge pro Jahr.

Übergehen wir die Zwischenhandicaps und wenden wir uns gleich dem Handicap 4 zu. Hier sind es lediglich 76 Schläge pro Runde, wenn im Rahmen des Handicaps gespielt wird. Das sind dann im Jahr 7600 Schläge.

Umgerechnet sind das dann pro Schlag für Handicap 54 0,074 Euro pro Schlag. Dem stehen beim Topgolfer 0,13 Euro zu Buche. Das ist ja schon mal ein Wort. Der gute Golfer zahlt doppelt so viel pro Schlag.

Damit ist ganz klar: Handicap 54 nutzt den Clubbeitrag deutlich besser als Handicap 4. Und im Nettoturnier hat ein 54er natürlich ungleich höhere Gewinnchancen. Von unterschiedlich teurem Schlägermaterial und Verbrauchsmaterial noch einmal ganz abgesehen. Daraus kann man nur einen Schluss ziehen, nämlich den, dass es aus wirtschaftlichen Gründen entschieden besser ist, ein hohes Handicap zu behalten. Alles andere wird einfach zu teuer.

Dr. Michael Küpper

© Dr. Michael Küpper/Bochumer GC. Verwendung Bild und Text nur mit ausdrücklicher Genehmigung.

 

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